Das Wetter ist fantastisch, die Föhnlage hält seit Wochen an. Die bunten Farben der Herbstblätter sind einem dunklen Braunrot gewichen und der Wald ist deutlich lichter geworden. Aareaufwärts sehe ich nun beim Bereitstellen der Fähre den Mönch zwischen den Bäumen. Weiss und majestätisch leuchtet der Berg.
Bereits um 09.50 Uhr steht der erste Gast oben an der Treppe. Ich beende die Reinigung des Fährbodens, hole die Brieftasche und fahre darauf während einer guten Stunde pausenlos mit Leuten über die Aare. Montagmorgen, November und viele Gäste ist eher eine ungewöhnliche Konstellation.
Um 11.15 Uhr kehre ich ins Fährhaus zurück, lege Holz im Ofen nach und bereite mir einen Krug Tee zu. Die Klingel bleibt stumm. Ich setze mich an den Bürotisch, ziehe die Ärmel zurück und beginne mit der Wochenabrechnung. In diesem Moment fliegt eine Stechmücke auf meinen Arm und mein erster Reflex ist, sie tot zu schlagen. Meine Hand stoppt 15 Zentimeter über der Mücke. Ich ziehe die Hand zurück und beginne mit meiner Beobachtung:
- Die Mücke sucht zwischen meinen Körperhaaren einen guten Stand
- Sie tastet mit dem Stachel die Haut ab
- Zwei Sekunden später sticht sie zu
- Sie bohrt ganz sachte in die Tiefe
- Ich spüre noch keinen Stich
- Mein Blut verdunkelt ihren Stachel
- Mein Blut verdunkelt die Unterseite ihres Vorderleibs
- Und ihr Hinterleib beginnt sich mit dem Blut zu füllen
- Der Hinterleib schwillt an
- Die Mücke bewegt sich nicht mehr
- Ich spüre den Stich
- Nach zirka einer Minute ist ihr Hinterleib prall gefüllt und rot schimmernd
- Sie bewegt den Stachel drei- bis viermal ruckweise auf und ab
- Sie zieht den Stachel, der genau genommen ein Rüssel ist, aus der Haut
- Kaum befreit, summt sie davon
- Ich verliere sie aus dem Blickfeld
- Ich reibe mit der Hand die Stichstelle
Da mein Blut ihrer Brut dient, empfinde ich den kleinen Stich im Verhältnis zu meinem Beitrag an neuem Leben vernachlässigbar. Ob die Mücke den Weg ins Freie finden und überleben wird ist ungewiss.
Der Wasserstand beträgt seit einem Monat mehr oder weniger 45 m3 pro Sekunde. Auf der Wabernseite ist ein Anlegen nur mit dem Stachel möglich. Wie ich mit dem Stachel ins Wasser steche und ihn in die Kiesel stosse, muss ich wieder an die Mücke denken.
Statistik vom Umsatz Woche 45 (in Franken, k.A. = keine Angaben):
Jahr | Woche 45 | Jahr | Woche 45 |
2017 | 376 | 2005 | 493 |
2016 | 1’087 | 2004 | 632 |
2015 | 1’959 | 2003 | 922 |
2014 | 1’336 | 2002 | 439 |
2013 | 335 | 2001 | 542 |
2012 | 269 | 2000 | 915 |
2011 | 414 | 1999 | k.A. |
2010 | k.A. | 1998 | 312 |
2009 | 503 | 1997 | 553 |
2008 | 1’148 | 1996 | 964 |
2007 | 363 | 1995 | 544 |
2006 | 432 | 1994 | 341 |
Wochenabrechnung, Transportumfang Woche 45, 2018:
- 542 Erwachsene
- 98 Kinder, Hunde oder Fahrräder
- 16 Mehrfahrtenkarten
- Total Einnahmen: 1’502 Franken (2. Platz seit 1994)