Montag, 23.07.2018

Messdaten um 16.10 Uhr:

  • Wetter: sonnig, morgens gegen Süden noch Hochnebel
  • Temperatur Luft: 25.7 Grad Celsius
  • Temperatur Wasser: 20.8 Grad Celsius
  • Windstill

Eine junge Frau mit Hund läutet als erste auf der Wabernseite. Als ich um 10.05 Uhr anlege, kommt eiligen Schrittes Toni mit Juweli gelaufen.
„Sali Toni, wie geht’s?“, frage ich, als er mir seine Mehrfahrtenkarte hinhält.
„Es geht so“, sagt er und steigt ein. Auf der Fahrt meint er:

„Hast du Ferien gehabt?“
„Ja, zwei Wochen.“
„Wo warst du?“
„Am Neuenburgersee.“
„Letzte Woche war es sehr heiss“, schaltet sich die junge Frau ein.
„Ja, aber am See ist es angenehm“, sage ich. „Im Radio sagten sie, dass die Meteorologen gestern in Japan einen neuen Hitzerekord gemessen haben. 41.7 Grad.“
„Ich habe früher Sportplätze gebaut“, sagt Toni, „kein Baum und kein Schatten weit und breit. Eine Sauhitze und dann den Teer einbringen. Der hat 180 Grad. Dann weisst du was Hitze ist.“

Eine Stunde später, ist Toni alleine auf der Rückfahrt und schaut grübelnd auf die Bank gegenüber und krault Juweli am Kopf. Es scheint mir, er habe in den zwei Wochen abgenommen. Sein sonnengebräuntes Gesicht ist frisch rasiert.
„Du siehst gut aus, Toni“, sage ich. Toni schaut mich schräg an:
„Danke. Wenn du meinst. Jeder Tag ist neu und man beginnt wieder von vorne. So ist das.“

Igor kommt angesprungen, als ich auf der Wabernseite gerade mit einer blonden Frau um die fünfzig und ihrem Pudel ablegen will. Ich halte inne, Igor beendet ein Telefongespräch und steigt ein. Auf der Fähre entwerte ich seine Mehrfahrtenkarte.
„Dich kenne ich doch“, sagt die blonde Frau zu Igor.
„Hm, von wo denn?“, fragt Igor und verscheucht den Pudel, der an seinen Beinen rumschnuppert.
Die Frau hält den Pudel am Halsband fest. Igor setzt sich. Ich lege ab.
„Von der Bäckerei“, sagt die Frau.
„Bäckerei?“, fragt Igor.
Nun verstehe ich den Wortwechsel nicht mehr, weil ich hinten am Ruder bin und sie vorne im Schiff sitzen. Nach dem Anlegen kann ich das Gespräch weiterverfolgen.
„…genau. Und da war doch auch ein Mann im Rollstuhl“, sagt Igor gerade, der sichtlich lockerer geworden ist.
„Ja, der auch, das war schon speziell. Und dann die dicke Frau Weber, die sicher ihr ganzes Leben hinter der Theke verbracht hat.“
„Und jetzt gibt es die Bäckerei nicht mehr. Leider“, sagt Igor.
„Leider“, sagt die Frau.
Oben an der Treppe bleiben die beiden stehen und schwatzen weiter. Kurz darauf läutet es wieder. Als ich aus dem Fährhaus trete, höre ich Igor lachen.

Eine ältere Dame mit ihrer kleinen Enkeltochter strahlt bei der Überfahrt. Mitten auf der Aare sagt sie: „Das ist Venedig in Bern.“