Wabernseite, 10.48 Uhr:
21 Männer, zwischen schätzungsweise 40 und 75 jährig, allesamt von leicht bis schwer übergewichtig. Alle sind gut gelaunt, klopfen Sprüche, stehen Schlange.
1 unscheinbare, junge Frau steht zuhinterst in der Schlange.
Sie sei der Chef, sagen die Vorderen.
Jeder bezahlt seine Fahrt einzeln. Elf passen bei der ersten Fahrt in die sechzehn Personen fassende Fähre. Der zwölfte, ein Rocker-Typ, lange Haare, roter Bart, schwarzes Tanktop mit Iron Maiden drauf und mit vielen Tattoos meint:
„Ich bezahle 5 Franken für eine Expressfahrt mit der ersten Ladung.“
Ich lehne lachend ab. Er müsse mit der zweiten Gruppe fahren und lege ab.
Als ich zurück gefahren bin, wende ich mich an die junge Frau:
„Sie seien der Chef.“
Sie nickt etwas befangen. Die zehn Männer, die zusteigen, werden ganz still. Am T-Shirt der jungen Frau hängt ein Schildchen mit ihrem Namen und dem Arbeitsort: Tiefenauspital, Bern.
„Arbeitet ihr alle im Tiefenauspital?“, frage ich ahnungslos.
„Hmm, nein, nicht wirklich“, sagt sie und macht eine kleine Pause. „Das ist die Herzgruppe.“
„Oh, und das ist ein Training sozusagen?“
„Ja genau“, lacht der Rocker-Typ. „Manchmal muss einem so ein Scheiss passieren, um zu merken, dass man lebt.“
Auf der anderen Seite ruft er den wartenden Männern zu: „Hey, der Fährmann hat mich lebendig rüber gebracht.“ Alle lachen und ihre Wänste wackeln fröhlich.