Montag, 24.12.2018

Morgens regnet es in Strömen. Am Nachmittag soll es besser werden. Keine Gäste verirren sich an die Aare. Weihnachten wird vorbereitet und alles hat seine Ordnung.

Castor Fiber – der europäische Biber

Vor zwei Wochen habe ich auf der Wabernseite einen Biber gesehen. Auf einer meiner letzten Fahrten glitt er zwischen den Dammsteinen ins Wasser und schlug mit dem flachen Schwanz auf das Wasser, bevor er abtauchte und verschwand. In der Dämmerung war er mehr ein Klatsch auf das Wasser und ein flüchtiger Schatten, als ein wirkliches Tier.

Dann entdeckte ich letzten Donnerstag den vom Biber gefällten Baum über dem Weg und am selben Abend konnte ich eher durch Zufall einer Präsentation eines Maturanden über den Biber an der Aare folgen. Seine Spuren sind überall. Selbst vom Fährhaus aus sehe ich im Waldhang oberhalb der Gürbe seinen Weg, eine Gleitbahn eher, zu den 30 Meter höher gelegenen Feldern. Hier hatten Zoologen Fotofallen aufgestellt und konnten festhalten wie der Biber Zuckerrüben klaute – und nicht wenige. Die verblüffenden Videoaufnahmen finden sich im Internet.
Der Maturand Mischa konnte diesen November in Zusammenarbeit mit den städtischen Behörden vier Infotafeln über die Biberfamilien in der Gegend platzieren. Eine davon steht beim Gürbenbrücklein. Gemäss dieser Tafel liegt hier bei der Fähre eine Reviergrenze. Südlich davon leben die Selhofen-Zopfen-Biber und nördlich davon die Marzili-Biber.

Um das Jahr 1800 wird in der Schweiz der letzte Biber erlegt. Ab 1850 gilt er in ganz Europa als ausgerottet. Die Wiederansiedlung beginnt mit 8 Bibern. Sie werden eher aus philosophischen Gründen 1956 vom Künstler Maurice Blanchet und vom Schriftsteller Robert Hainard im ‘Bois du Faisan’, dem Fasanenwald, an der Versoix bei Genf ausgesetzt. All zu optimistisch sehen die beiden der Zukunft der Biber jedoch nicht entgegen. Sie zweifeln daran, dass die Tiere in der ‚gewaltigen Landschaftsveränderung durch den Menschen’ überleben werden. Ihrem Beispiel folgen in den 60er Jahren andere Idealisten in den Kantonen Aargau und Thurgau.
Im März 1999 erhält der Tierpark Dählhölzli ein aus Bayern importiertes Biberpaar. Schon zwei Monate später überflutet das Hochwasser die Gehege des Tierparks entlang der Aare, darunter auch das Bibergehege. Als die Tierpfleger bis zu deren Haus vorgedrungen sind – ein kahler Betonbau mit Guckfenstern ins innere der Biberburg – finden sie dieses leer vor. Das Biberpaar nutzt die Gunst der Stunde und gilt ab diesem Zeitpunkt mit vermutlich zwei Jungen als flüchtig.
Bereits im selben Herbst findet der Rubiger Fischzüchter Kurt Gasser in der Hunzigenau, 7 Kilometer Aare aufwärts, Spuren von Bibern. Sie haben einen Damm gebaut und zwei grosse Bäume gefällt. Nun stellt sich die juristische Frage: darf der flüchtige Biber in der Freiheit bleiben, oder gehört er zurück ins Gehege? Nach langen Verhandlungen beschloss die Regierung des Kantons die Biber frei leben zu lassen.

Mit dieser Geschichte liegt die Schlussfolgerung nahe, dass die Selhofen-Zopfen-Biber und die Marzili-Biber allesamt bayerischer Abstammung sind. Ludwig der II., der extravagante König von Bayern, der nichts von der Jagd hielt und die Natur liebte, würde sich vermutlich darüber freuen.

Heute leben in der Schweiz wieder etwa 2’800 Biber.

Messdaten um 13.40 Uhr:

  • Wetter: Dauerregen
  • Niederschlagsmenge: 32 mm in den letzten 72 Stunden (128 mm im Dezember)
  • Temperatur Luft: 4.4 Grad Celsius
  • Temperatur Wasser: 7.9 Grad Celsius
  • Abflussmenge: 209 m3 pro Sekunde
  • Farbe der Aare: Hellwarmgrau mit leichter grüner Note, getrübt

Die Prognose für die Abflussmenge soll um Mitternacht auf 230 m3 pro Sekunde ansteigen und dann wieder langsam zurückgehen. Um diese Zeit sei Jesus geboren (wurde von Toni bestätigt).

Wochenabrechnung, Transportumfang Woche 51:

  • 106 Erwachsene
  • 24 Kinder, Hunde oder Fahrräder
  • 5 Mehrfahrtenkarten
  • Total Einnahmen: 336 Franken