Messdaten um 09.30 Uhr:
- Abflussmenge: 280 m3 pro Sekunde
- Wasserstand: 503.16 m ü. M.
- Wassertiefe Muriseite: 342 cm
- Temperatur Aare: 13.2 Grad Celsius
- Temperatur Luft: 8.4 Grad Celsius
Die Gewitter von gestern haben die Fähre mit 12 cm Wasser gefüllt. Es dauert 25 Minuten bis die Tauchpumpe die etwa 1’000 Liter Wasser aus dem Bug gepumpt hat. Um 09.55 Uhr habe ich die Fähre bereitgestellt. Die ersten Gäste sind die Dauergäste, die über das Winterhalbjahr in Florida leben. Während der Überfahrt schweigen wir. Meine Aufmerksamkeit gilt ihrer Kleidung:
- Er: Weisse Sneakers, Marke alpine-swiss
- Sie: Gestreifte Sneakers, rot-weiss, Marke alpine-swiss
- Er: Weisses Polohemd, Marke Lacoste
- Sie: Weisses T-Shirt mit rosa, glitzernden Flamingos
- Er: Cremefarbiges Cap
- Sie: Grosse Sonnenbrille
- Er: Helle Shorts
- Sie: Leichte weisse Sommerhose
Wüsste ich es nicht besser, gingen sie als US-Amerikaner durch.
Um 20.45 Uhr verstaue ich den Rettungsring und das Notruder und wie ich das Drahtseil der Fähre aus dem Wasser in die Verankerung ziehe, erscheinen auf der Wabernseite zwei Polizisten in voller Montur. Der eine redet mit einem Jogger auf dem Aaredamm, während der andere ein Headset trägt und mit jemandem in der Leitung spricht. Ich vermute, dass sie etwas suchen, denn der Blick des zweiten Polizisten schweift immer wieder über das Wasser.
„Gibt es ein Problem? Kann ich helfen?“ rufe ich hinüber.
Erst da bemerken mich die Beamten. Sie rufen zurück, doch ich kann ihre Worte wegen dem Rauschen der Aare kaum verstehen.
„Können sie rüberkommen?“ ruft der Polizist und winkt mich zu sich. Ich hebe den Daumen in die Luft, werfe das Drahtseil zurück ins Wasser und fahre auf die andere Seite. Die Polizisten Neuenschwander und Salchli stellen sich vor. Der Jogger ist bereits wieder weg. Neuenschwander wendet sich an mich:
„Wir suchen eine junge Frau. Sie wird vermisst. Ein Schlauchboot ist in einen Brückenpfeiler der Auguetbrücke gefahren. Auch die REGA ist alarmiert. Wenn die Frau noch im Wasser ist, wird sie jeden Moment hier vorbeikommen. Können sie in der Mitte der Aare nach ihr Ausschau halten? Haben sie ein Seil? Oder einen Rettungsring, eine Schwimmweste?“
„Die Kiste mit den Schwimmwesten ist bereits abgeschlossen und den Rettungsring habe ich schon ins Fährhaus gebracht“, antworte ich.
Salchli hält mit der einen Hand das Headset seines Funkgerätes und redet mit jemandem. Dann wendet er sich an uns:
„Moment noch. Wir schauen gerade, ob überhaupt noch jemand vermisst wird.“ Dann wendet sich Salchli wieder seinem Mikrofon zu:
„Ja … Ja … Und die REGA? … Ja … Ja … Verstanden … Bestätige … Dann kann der Fährmann einstellen … Bestätigen… Verstanden“, er schaut mich an:
„Sie haben die junge Frau gefunden. Sie ist wohlauf. Suchaktion beendet. Fertig. Schluss für Heute. Betrieb einstellen. Morgen ist ein neuer Tag.“