Montag, 06.08.2018

Toni kommt um 10.05 Uhr – pünktlich wie immer. Er sagt nicht viel.

Um 10.40 Uhr setze ich mich nach einer Fahrt zur alten Dame auf die Sitzbank auf der Muriseite. Seit einigen Tagen raucht sie hier ihre Zigarette.
„Heute geht ein Lüftchen. Sehr schön. Aber am Nachmittag wird das Lüftchen zu einem heissen Föhn.

Jetzt habe ich auch alle Fensterjalousien geschlossen. Ich kann die Temperatur bei 27 Grad halten, bin aber damit noch mehr eingesperrt.“
„Leiden sie unter der Hitze?“, frage ich.
„Nein“, sagt sie, „aber es ist angenehm sich ein wenig zu beklagen. Das habe ich im Spital gelernt. Letztes Jahr, als ich Probleme mit meinem Herz hatte. Drüben, in Wabern, in unserer Villa, das war sehr schön. Da wurde es weniger heiss. Mein Mann war Professor der Medizin an der Universität in Bern. Er mochte das Haus. Ich auch. Aber jetzt beende ich mein Leben hier in Muri.“
Toni kommt mit seiner Bekannten und den Hunden Vasco und Juweli vom Fähribeizli zurück.
„Schwatzt nur. Lasst euch Zeit. So jung wie er heute ist, der Fährmann, wird er nie mehr sein“, sagt Toni.
„Da haben sie Recht“, schmunzelt die alte Dame, „aber das ist eigentlich egal.“
„Das ist doch ein Trost, dass es uns allen so geht“, lacht Toni und steigt schon die Treppe zur Fähre hinunter.
„Das Alter interessiert mich nicht“, sinniert die alte Dame. „Als es mich noch interessiert hat, habe ich darunter gelitten.“

Die Neue Zürcher Zeitung berichtet zum Hitzesommer: ‚Das Resultat der Verschiebung des Jetstreams nach Norden sei eine sogenannte Omega-Lage. Diese wird durch ein zentrales Hochdruckgebiet charakterisiert, das im Osten und im Westen von zwei Tiefdruckgebieten flankiert wird. Das erinnert an die Form des Buchstabens Omega, daher der Name. Bekanntermassen ist eine solche Wetterlage sehr stabil. Sie kann über viele Wochen das Wetter bestimmen. Das erleben wir momentan. Ein Ende ist nicht in Sicht.’

Wochenabrechnung, Transportumfang Woche 31:

  • 673 Erwachsene
  • 117 Kinder, Hunde oder Fahrräder
  • 10 Mehrfahrtenkarten
  • Total Einnahmen: 1’663 Franken

Die Farbe der Aare ändert sich seit Wochen nur wenig. Das Wasser ist klar, der Grund bis auf etwa ein Meter fünfzig Wassertiefe sichtbar. Durch die hohen Temperaturen und die bei relativ tiefem Wasserstand geringere Fliessgeschwindigkeit, setzen die Kiesel eine leichte Algenschicht an und werden teilweise schlüpfrig. Dies hat auch einen Einfluss auf die Farbe. Das Türkisgrün erhält eine leichte Warmgraukomponente.